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Als fünfjähriges Mädchen, wenn ich im Freien spielte, hörte ich jeweils eine Nachbarin Geige üben. Der Klang dieses Instruments gefiel mir so gut, dass es für mich immer klar war, dass ich unbedingt Geige spielen lernen möchte. Mit acht Jahren begann ich an der Musikschule Knonaueramt mit dem Geigenunterricht. Zuerst bei Franziska Knapp, später bei Mario Huter.

Nach der Sekundarschule besuchte ich das Musische Gymnasium Unterstrass.edu in Zürich. Am Gymnasium hatte die musikalische Ausbildung einen sehr hohen Stellenwert. Musik und bildnerisches Gestalten waren in den Tagesablauf der Schule integriert. Der Instrumentalunterricht bei Sabine Furrer zählte gleich wie herkömmliche Fächer. Mein Geigenunterricht war sehr lange ausschliesslich klassisch orientiert. Immer aber fühlte ich mich auch zu Folkmusik hingezogen und merkte, dass da auch noch Möglichkeiten bestehen würden. Mit etwa 15 Jahren begann ich als eigenwilliger Teenager zum Horror meiner Eltern Strassenmusik zu machen und erarbeitete mir dazu ein Repertoire. Ich realisierte, dass ich mit meiner Musik Freude bereiten konnte und sofort ein Publikum hatte. Mit meinen Einsätzen auf der Strasse lernte ich, meinem Lampenfieber zu begegnen. Die Auftritte vor Publikum wurden für mich immer selbstverständlicher. Durch die Strassenmusik ergaben sich immer wieder Anfragen für Soloauftritte an diversen Anlässen wie Hochzeiten, Vernissagen, Beerdigungen, Apéros und Gottesdiensten. Die Strassenmusik bedeutete für mich während der Zeit im Gymnasium einen wichtigen finanziellen Zustupf und ermöglichte mir, verschiedene Wünsche zu realisieren.

Nach meiner Matura arbeitete ich zuerst eine Weile autodidaktisch mit meiner Geige weiter. Bei Matthias Lincke begann ich im November 2007 Geigenlektionen zu nehmen. Wir erarbeitete ich einige Grundlagen der Fiddle-Musik. Dadurch erweiterte sich mein musikalischer Horizont. Etwas später stiess ich auf Franziska Rohner. Bei ihr machte ich den Einstieg in die Jazzmusik. Im Februar 2008 entschied ich mich dafür, meine Ausbildung auf der Geige zu intensivieren und begann den Geigenunterricht beim Jazzgeiger Rainer Hagmann. Seit der Matura fand ich Anschluss an diverse Bands und hatte auch die Gelegenheit, bei der Aufbauarbeit und Weiterentwicklung mitzuwirken. So bei der Tanzmusik-Formation (Bal Folk) „Le Chat qui Danse“ (2006-2011) bald kam die Country-Rock-Band „The Hobos“ hinzu und viel weitere. Meine Auftritte als Solo-Geigerin pflegte ich ohne Unterbruch.

Bald Zeit fand ich neben dem Improvisieren und der Folkmusic keltisch-nordischer Richtung auch immer mehr Gefallen an unserer eigenen Schweizermusik und sie wurde ein wichtiger Teil von meiner Arbeit. Neben den Auftritten unterrichte ich auf privater Basis und an verschiedenen öffentlichen Musikschulen und als Lehrperson für Violine und Musikalische Grundausbildung (MGA). Ich unterrichte Einsteiger und Fortgeschrittene verschiedenen Alters, die sich für Folkmusik und die Improvisation interessieren. Viele sind auch daran interessiert, sich auf der Geige freier auszudrücken und einen persönlicheren, natürlicheren Umgang zur Musik zu finden. Sehr interessant war für mich auch die musiktherapeutische Arbeit mit einer geistig anders begabten jungen Frau, die ich seit 2008 – 2010 wöchentlich unterrichte (s. Buchpublikation „ Ja – und? Menschen mit Behinderung erzählen“, S. 122, ISBN 879-3-905748-06-2). Eine ausserordentlich spannende Erfahrung bot sich mir in der Zusammenarbeit mit der Firma ODE. Im Rahmen einer Managerschulung und Fortbildung, organisierte ich für gestandene, erfolgreiche Gewerbetreibende einen mehrstündigen Stimmimprovisations Kurs. Kaderleute in Chefposition loteten im Rahmen dieses Musikprojektes ihre Grenzen aus.

Ich stelle fest, dass ich mit meiner Musik verschiedenste Leute berühre und ihnen eine grosse Freude bereiten kann. Es erfüllt mich sehr, musikalisch tätig zu sein und meine Geige half mir über manche persönliche Krise hinweg.

Sehr oft befand ich mich aber auch in einem grossen Spannungsfeld. Immer schon hat es mich zur Folkmusik gezogen und ich konnte mit dieser Musik überzeugen und darin aufgehen. Zudem improvisiere ich sehr gerne über diesen Kontext. Leider gab es auf diesem Gebiet in der Schweiz lange noch keinen offiziellen Ausbildungsgang. Viel Pionierarbeit ist bis heute noch gefragt. Im Unterricht bei meinen Lehrpersonen bekam ich verschiedenste neue Ideen und Inspirationen. Zudem lerne ich sehr viel von erfahrenen Mitmusikern und im Ausland in Fiddle Weeks, Masterclasses und Folkfestivals. 2021 schloss ich mein letztes Studium mit dem Master of Arts FH in Musikpädagogik mit Vertiefung in Jazz / Popular Music an der Kalaidos University/WIAM ab.

Ich bin der Ansicht, dass die Musik unter die Leute muss, gemeinsam auch mit einfachen Mitteln praktiziert werden kann und nicht nur ins stille Kämmerchen gehört. Musik ist ein archaischer Wert und überlebenswichtig. Sie verändert unsere Zeiterfahrung und berührt die Seele. Musik lebt vom Moment, der für den Ausführenden und den Zuhörer sehr intensiv sein kann. Wenn man traurig ist, kann die Musik helfen, über Sorgen hinweg zu kommen und sie kann als seelische Energiequelle genutzt werden. Somit ist es ein Privileg und sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass man bereits als Kind und Jugendlicher ein Instrument lernen kann. Ich bin der Überzeugung, dass jeder Mensch, der das Bedürfnis verspürt, zu musizieren, trägt eine „Urmusik“ in sich. Somit ist es für mich von grosser Bedeutung, neben den handwerklichen, technischen Anforderungen, die die Geige mit sich bringt, den Schüler individuell zu fördern und seine Stärken hervorzuheben. Musik soll berühren und Freude bereiten! Dies sind auch meine Ansätze und Grundlagen um den Schüler die Improvisation leichter zugänglich zu machen und diese weiter zu entwickeln.

Es lag mir immer am Herzen, meiner Persönlichkeit und meinen musikalischen Prinzipien unermüdlich treu zu bleiben und trotzt Anpassung und Einfügung ins Gesamtbild meine Identität zu bewahren. Das ist wohl auch der Grund, wieso sich mein Weg unkonventionell entwickelt hat. Seinen Prinzipien treu zu bleiben, einen eigenen Weg zu finden und dennoch eine offene Haltung zu bewahren. Solche Ansätze möchte ich mit meiner Musik vermitteln. Sei es, wenn ich unterrichte oder wenn ich auftrete. Werte, die wohl nicht nur für die Musik zählen.

Den Ausgleich zum Unterrichten, Konzerte geben, Üben und Selbstmanagement finde ich in der Natur mit meinem Pferd. Die Stallarbeit und lange Ausritte im nahe gelegenen Wald helfen mir Gedanken zu ordnen und Ruhe zu finden.

 Eva Wey, im Mai 2025